Zu Besuch bei der Soliküche

Mit dem Sommer kehren viele Gruppen und Aktivitäten wieder in die Präsenz zurück. Die Soliküche findet wieder im JuZI statt und hatte nach der 1.-Mai-Demo ihre Auftaktveranstaltung. Im Anschluss hat sich die randnotiz-Redaktion mit einer Person aus der Soliküchengruppe getroffen.

Von Fred K. Rotte

Die Soliküche kocht jeden Dienstag im JuZI. Foto: Soliküche

Die Soliküche kocht jeden Dienstag im JuZI. Foto: Soliküche

Das war ein schönes Event, danke fürs Organisieren und Vorbereiten! Seid ihr zufrieden?

Soliküche: Danke, schön, dass es dir gefallen hat. Ja für uns war es wirklich ein schöner Tag, wir waren schon richtig vorfreudig, schließlich haben wir nun ein gutes halbes Jahr zusammen keine SoliKüche mehr veranstaltet. Wir waren aber auch gespannt, wie viele Leute wohl kommen würden und wie wir uns nach der langen Pause wieder ins gemeinsame Kochen reinswingen.

Wie ist denn für eure Gruppe die coronabedingte Winterpause gewesen?

Soliküche: Die ganze Pandemiezeit war für unsere Gruppe schwierig. Nachdem im Frühjahr 2020 klar war, dass wir erstmal länger pausieren müssten, ist unsere Gruppe ziemlich eingeschlafen. Mit der Pandemie war es quasi unmöglich, SoliKüche wie gewohnt weiter zu machen. Nicht nur Lockdowns, sondern auch Verantwortungsübernahme und Solidarität haben uns zu der Entscheidung kommen lassen, die Soliküche zu pausieren.

Leider haben wir dann lange nicht den Zeitpunkt gefunden, an dem wir mit gutem Gewissen und Gesundheits-Konzept wieder starten konnten. Erst im letzten Spätsommer haben wir wieder begonnen – draußen, mit Maske und anderen Neuerungen.

Was hat sich bei euch nach der ersten Coronapause verändert?

Soliküche: Schon der Wiederbeginn gestaltete sich in Nuancen anders: Wir haben regelmäßig politische Gespräche, Vorträge und Diskussionen veranstaltet. Dazu luden wir Gruppen und Einzelpersonen aus Göttingen ein, die zu ihrer Arbeit oder auch übergeordneten Themen und persönlichen Erfahrungen sprachen. Darunter waren EndeGelände; eine Person, die von einer Friedensdelegation nach Kurdistan erzählte und Berichte von der „Reise für das Leben“ der Zapatist@s. Leider fiel es uns schwer, neue Leute für das Kochen zu motivieren. Viele Menschen kamen zum Essen und für die Inputs, doch unserer ständiger Versuch, die SoliKüche als kollektiv gestalteten Ort zu verstehen, wurde nicht immer gehört. So blieb auch das Aufräumen oft an Wenigen hängen – am Ende des Jahres waren wir völlig überarbeitet und die zwangsweise eingelegte Winterpause kam gelegen.

Dafür kommt euer Neustart ja umso fulminanter und ihr seid auch mit neuem Auftreten am Start. Habt ihr dafür die Winterpause genutzt?

Soliküche: Diesmal fielen wir zum Glück nicht wieder komplett raus – die Motivation und der Wille blieb, die Soliküche weiterzuführen, sobald es das Wetter zulässt.  

Zu diesem Zeitpunkt war es naheliegend und notwendig, auch andere altgewohnte Konzepte zu hinterfragen und weiterzudenken. Wir haben uns schon lange eine stärkere Politisierung der Soliküche gewünscht und einen Grundstein mit den Gesprächen und Vorträgen gesetzt. Außerdem wollen wir als Gruppe präsenter sein, wir haben uns jetzt auch Instagram zugelegt und wollen unsere Seite regelmäßiger bespielen. Damit können wir auch politische Inhalte besser transportieren. Und zum ersten Mal haben wir auch einen eigenen Redebeitrag zum 1.Mai vorbereitet. Außerdem ist unser Ziel, dass wir die Soliküche häufiger nutzen, um Inputs von unterschiedlichen Gruppen oder zu aktuellen Themen einzubringen. Seit dem 10. Mai machen wir wie gewohnt mit der regelmäßigen Soliküche am Dienstag weiter.

Was heißt denn „wie gewohnt“?

SoliKüche: Der grundsätzliche Rahmen bleibt. Ab 17:30 treffen wir uns zum Gemüseschrubben, Schnibbeln und Kochen und um 20:00 ist das Essen (meistens) fertig. Dabei freuen wir uns eigentlich immer über Support und neue Gesichter, die uns mal kennenlernen wollen. Außerdem gibt es im Sommer auch noch mehrere Kochaktionen, bei denen wir Gruppen unterstützen, indem wir deren Veranstaltungen bekochen.

Was für Veranstaltungen sind das?

Soliküche: Prinzipiell können politische Zusammenhänge die Soliküche anfragen, ob wir deren Veranstaltungen – also Gruppentreffen, Wochenendtagungen und ähnliche Events – verpflegen können. Also natürlich nur, wenn wir auch die Kapazitäten haben und das auch Projekte sind, die wir unterstützenswert finden.

Was bedeutet für euch unterstützenswert?

Soliküche: Wir sind da eigentlich recht undogmatisch und sind da auch ein diverses Team, sodass sich für die meisten Sachen Unterstützung aus der Soliküche finden lassen wird. Natürlich kochen wir am liebsten für Projekte und Gruppen, die wie wir selbstorganisiert sind und keine großen finanziellen Möglichkeiten haben. 

Findet ihr es schwierig, als Gruppe, die Carearbeit leistet die eigenen politischen Überzeugungen zu transportieren? Wenn ihr gegen eine Spendenempfehlung um 20 Uhr Essen auftischt, dann wirkt das doch schon eher so wie eine Mensa am Abend.

Soliküche: Auf jeden Fall – wir stellen uns auch die Frage, wie wir die SoliKüche in einen größeren Zusammenhang von selbstorganisiertem Leben, von dem alle Teil sind, sehen können. Weiterhin gibt es regelmäßige politische Inputs, oft reagieren wir auf wochenaktuelle Geschehnisse aus der Perspektive von Menschen, die nahe dran sind. Wir haben aber auch schon gesiebdruckt – ein bisschen chaotisch neben dem Kochen und Essen. Wir wollen auf jeden Fall weg von SoliKüche als Dienstleistung, die ein paar Linke bedient und hin zu einem Ort, der sich der Mehrwertabschöpfung entzieht und den alle mitgestalten. Uns ist aber auch klar, dass das ein konstanter Gruppenprozess ist, den wir führen müssen. Schon jetzt bleibt auch schon viel zu viel Care-Arbeit an uns, die im Plenum organisiert sind, hängen. Im Herbst steht für uns dann ein längeres Wochenende an, in dem wir unser Selbstverständnis noch einmal intensiver ausdiskutieren wollen. Im Moment stehen da die Schlagworte „vegan“,“antikapitalistisch“, „drogenfrei“, manchmal auch „solidarisch“ und „lecker“ (grinst). Was bedeutet es aber, antikapitalistisch zu sein? Oder solidarisch? Warum drogenfrei? Und reichen uns diese Begriffe oder wollen wir das noch um Inhalte ergänzen? Wir haben diese Fragen in der jetzigen Konstellation noch nicht ausdiskutiert und das soll sich ändern.

Ihr dürft gespannt sein, was sich daraus ergibt und welche neuen Änderungen damit in unserere Arbeit fließen.  Wir freuen uns auf jeden Fall über neue Leute und Ideen, ob ihr mitkochen oder mal Inhalte in die Soliküche bringen wollt.

Wie können Menschen denn am besten zu euch kommen?

Soliküche: Schreibt uns an oder kommt Dienstags ab 17:30 zum Kochen vorbei, um uns kennenzulernen. Wir freuen uns auf euch!

Und zuletzt: Was ist eure utopische Vision für die SoliKüche?

Soliküche: Wir haben das im besagten Redebeitrag schon gesagt: Weg von vereinzeltem Konsum hin zu kollektiver, genoss*innenschaftlicher Organisierung, besonders im Bereich der Sorgearbeit: Stadtteilküchen überall!

Danke für das schöne Gespräch, viel Erfolg!